Zu Beginn der geriatrischen Rehabilitation besteht oft für die älteren Patienten und ihre Angehörigen eine durch massive Ängste gekennzeichnete Stresssituation. Die Ängste beziehen sich für beide Gruppen auf eine akute, nicht so vorhersehbare oder vorhersehbare aber verdrängte deutliche Veränderung der Lebenssituation, die nach dem kurzen Aufenthalt im Akutkrankenhaus sich erst jetzt richtig deutlich abzeichnet: „Kann ich je wieder zurück in meine Wohnung, mein Haus?“; „Muss ich jetzt sterben, oder werde ich das noch mal überleben?“; „Macht das Leben für mich noch einen Sinn mit diesem körperlichen Gebrechen?“; „Was passiert mit meinen Ersparnissen, wenn ich jetzt nicht mehr für mich selbst sorgen kann?“; „Werde ich jetzt verarmen, müssen meine Kinder für mich aufkommen?. Ich schäme mich, das will ich nicht.“; „Wo waren meine Kinder vorher, ich hätte sie vorher doch schon gebraucht? Jetzt müssen sie sich aber um mich kümmern!“
„Wir hatten gedacht das dauert noch, bis wir uns um unsere Eltern komplett kümmern müssen, das kommt jetzt viel zu früh!“, „Wie sollen wir unser Leben weiter finanzieren, wenn wir jetzt für Pflege mitzahlen müssen?“, „Wir haben doch so schon keine Zeit für uns selbst, und jetzt das. Jetzt müssen wir uns regelmäßig um unsere Eltern kümmern, das schaffen wir nicht!“; „Da war doch vorher noch keine Demenz, naja ein bisserl vergesslich halt und die gleichen Stories aus der Jugend immer wieder erzählt, aber jetzt, nur wirres Zeug. Da müssen die Ärzte schuld sein mit der Betäubung?“; „Grade ging’s doch noch und jetzt ein Vollpflegefall?!“
Diese Ängste führen auf Grund einer vorübergehenden Ausweglosigkeit zu Aggressionen. Diese müssen ein Ventil finden und dies richtet sich oft gegen Mitarbeiter im Gesundheitswesen. Oft brechen in so einer Situation auch vergrabene Konflikte innerhalb der Eltern- Kind Beziehung und zwischen Geschwistern wieder auf. Auch dies kann zu Aggressionen führen. Bitte lassen Sie den Lösungen für Ihre Probleme und Ängste etwas Zeit. Bitte geben Sie auch den Mitarbeitern in der geriatrischen Rehabilitation etwas Zeit Lösungen und die bestmögliche Therapie zu finden. Und bitte, kommunizieren sie mit diesen Mitarbeitern so wie Sie auch möchten, dass mit Ihnen kommuniziert wird: gewaltfrei.
Oft tritt in der Geriatrie, wie auch ihrem Pendant der Pädiatrie folgende Situation ein: Beim Start der Rehabilitationszeit wird Alles als schrecklich empfunden von Patient und Angehörigen. Überwindet man die erste Phase des Heimwehs, des Kummers und der angstgeschürten Aggressionen, stellt sich nach einiger Zeit auf Grund des Rehabilitationsfortschritts wieder eine gewisse Zufriedenheit ein und Patienten und Angehörige plädieren oft für eine Verlängerung der Rehabilitationszeit.